Vortrag: Zum schwierigen Verhältniss von Antisemitismuskritik und Rassismuskritik (im Ringlokschupen)

Mülheim

Verbleibt man im Abstrakten, sind sich fast alle darüber einig, dass sowohl Antisemitismus als auch Rassismus entschieden abzulehnen sind. Wenn es aber konkret wird, geraten Antisemitismuskritik und Rassismuskritik immer wieder in offenen Streit und wechselseitiger Bezichtigung. Zu einem solchen Konflikt kam es bspw. im Frühjahr 2020, nachdem Achille Mbembe als Eröffnungsredner der Ruhrtriennale eingeladen worden war. Die eine, antisemitismuskritische Seite kritisierte Mbembes Aussagen über Israel und das Judentum sowie seine Unterstützung eines Israelboykotts als antisemitisch, die andere, rassismuskritische Seite wies diese Vorwürfe nicht nur als haltlos zurück, sondern sah in ihnen selbst die Reproduktion rassistischer Strukturen auf Kosten eines rassifizierten Sprechers.

Die Veranstaltung möchte untersuchen, warum es immer wieder zu Konflikten zwischen Antisemitismuskritik und Rassismuskritik kommt und warum diese Konflikte insbesondere dann aufbrechen, wenn es um Israel bzw. den Nahostkonflikt geht. Dazu skizziert uns der Politikwissenschaftler und Soziologe Floris Biskamp die unterschiedlichen Theoriegebäude Antisemitismuskritik und postkolonialer Rassismuskritik und der daraus resultierenden jeweiligen (Miss-)Verständnisse der Begriffe von Antisemitismus und Rassismus. Kann man zwischen beiden Positionen vermitteln?

Prof. Dr. Floris Biskamp ist Politikwissenschaftler und Soziologe. Er arbeitet als Koordinator und Postdoc im Promotionskolleg „Rechtspopulistische Sozialpolitik und exkludierende Solidarität“ an der Universität Tübingen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen politische Theorie, Gesellschaftstheorie, das Verhältnis von Politik und Religion sowie Rassismus- und Antisemitismusforschung. Seine letzten beiden Buchpublikationen sind die Dissertationsschrift „Orientalismus und demokratische Öffentlichkeit. Antimuslimischer Rassismus aus der Perspektive von postkolonialer und neuerer kritischer Theorie“ (transcript 2016) sowie der von ihm mitherausgegebene Sammelband „Ruck nach rechts? Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und die Frage nach Gegenstrategien“ (Barbara Budrich 2017). Zudem betreibt Floris Biskamp einen Blog mit kürzeren Texten zu aktuellen Themen.

Moderation: Dominik Meder Eintritt frei.

PROGRAMMREIHE ” DAS PROBLEM HEISST ANTISEMITISMUS”

Die Programmreihe Das Problem heißt Antisemitismus setzt sich mit Formen und Verbreitung des Antisemitismus in unserer Gesellschaft auseinander. Gemeinsam mit dem Literaturbüro Ruhr, der VHS Mülheim und dem soziokulturellen Zentrum Makroscope in Mülheim sollen szenenübergreifende Synergie-Effekte auf den Weg gebracht und verschiedene gesellschaftliche Schichten und Akteur*innen angesprochen werden. Neben einer Einführung in den Themenkomplex der Antisemitimustheorien werden unter Einbezug jüdischer Perspektiven aus Alltag, Journalismus, Wissenschaft und Literatur Handlungsoptionen aufgezeigt und kontroverse Themenkomplexe diskutiert. Ziel der Reihe ist es, einen breiten öffentlicher Diskurs anzustoßen, ein Bewusstsein für die vielen Formen und Ausprägungen des Antisemitismus zu schaffen, diese sichtbar zu machen und eine Möglichkeit der kritischen Selbstbefragung zu bieten.

Eine Koproduktion von Literaturbüro Ruhr, Ringlokschuppen Ruhr, VHS Mülheim und Makroscope. Gefördert durchSoziokultur NRW und die Kunststiftung NRW.

Makroscope (Mülheim)

Makroscope (Mülheim)
Friedrich-Ebert-Strasse 48
45468 Mülheim

Das Makroscope ist ein neues soziales Zentrum in Mülheim, das sich dem interdisziplinären sowie experimentellen Umgang mit Kunst und Technik widmet. 

Das Zentrum wird von dem gemeinnützigen Verein Makroscope e.V. betrieben. Der Verein unterstützt innovativ, experimentell und interdisziplinär arbeitende KünstlerInnen in ihrer Arbeit sowie ihrer Weiterentwicklung und fördert den Dialog zwischen Kunst und Technik.

Neben dem Museum für Fotokopie haben hier unter anderem das SHINY TOYS Festival und das Label Ana Ott ihr Hauptquartier. Es finden wechselnde Ausstellungen und Workshops statt – außerdem eine Konzertreihe für abseitige Musik und eine kultur- und gesellschaftskritische Veranstaltungsreihe.

Auditive, visuelle und audiovisuelle Kunst wird in Bezug zur Geschichte ihrer eigenen technischen Entwicklung gesetzt, so gerät das Verhältnis von Analogem und Digitalem in eine neuartige Synthese. Die analogen Exponate reaktualisieren sich in der experimentellen Anordnung zwischen physischen Objekten und modernen digitalen Hard- und Softwareeinheiten zu hybriden Medien. Sie werden durch ihre Verschaltung mit digitaler Bild- und Tonsoftware zu neuen Objekten transformiert, an denen am Ende nicht mehr bestimmt werden kann, ob sie der einen oder anderen Welt zuzurechnen sind.





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